Vadim Gusis, Begründer von CHAOS AS SHELTER sowie ein Mitglied von AGNIVOLOK, schickt sich an, ein neues Projekt in den avantgardistischen Untergrund zu entlassen. Der russisch-stämmige aber in Israel lebende Künstler veröffentlicht mit „Credo“ ein erstes Lebenszeichen unter dem Namen THUNDERWHEEL. Als Gäste u.a. dabei Slava Smelovsky und Igor Krutogolov alias Igor18, in unzählige musikalische Manifestationen involviert. „Surrealistic Industrial Instrumental“ so nennt es das kleine aber feine Eastern Front Label selbst, darunter kann man sich gewiss nicht viel vorstellen.

Und auch mir fällt es nicht gerade einfach, das Gehörte in hinreichend passender Genauigkeit zu beschreiben. Instrumental sind die gut 50 Minuten fürwahr, sieht man von ein paar Flüsterpassagen ab. Mit Industrial hat es eher weniger zu tun, Elektronik beherrscht zwar die Szenerie, aber es fehlt die nötige Härte für diesen Terminus. Dann schon eher „surrealistisch“: leiernde Sägeblätter, Maultrommeln, der Einsatz eines Theremins. Avantgardistische Schwingungen, nicht frei von Struktur oder Melodik aber dennoch eher dem Augenblick verpflichtet als einer Dramaturgie. Für Techniker – hier wurde mit einem „Siel Cruise Analog Synthesizer“ gearbeitet. Hin und wieder wirkt das Ganze sakral wie bei „Emptiness“, dann schimmern wieder Ethno-Elemente durch. Gudis erweitert hier den von seinem Stammprojekt bekannten Horizont, wird aber dennoch dieselben Anhänger ansprechen. Ein komplexer Inlay-Text, der über Lebensphilosophien, Mystizismus und Religion sinniert, rundet das anspruchsvolle Werk ab.

Ohne allzu tiefen Sachverstand über die Materie bewege ich mich zwar auf dünnem Eis, würde aber das Prinzip der „diametralen Gegensätzlichkeit“ als einen Eckpfeiler von THUNDERWHEELs Kunst ansehen. „Good“ oder „Evil“, wie sich der Hörer den 8 klanglich ähnlichen Kompositionen nähert, sei jedem Hörer selbst überlassen. Ein interessantes, experimentelles Hörerlebnis steht allemal ins Haus. Auf 500 Stück limitiert und in gelungener Verpackung ausgeliefert.

TK (10.04.2009)
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TERRORVERLAG

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